Wer im Alltag auf Unterstützung angewiesen ist, kann oft auf die Hilfe von Angehörigen zählen. Jedes Jahr am 30. Oktober steht ihr Engagement deshalb im Zentrum. Der Tag der betreuenden Angehörigen 2024 stand unter dem Motto: «Unterstützung lohnt sich!».
Viele betreuende Angehörige kümmern sich gerne um ihre Liebsten. Dennoch ist die Betreuung einer angehörigen Person mit vielen Herausforderungen verbunden. Um ihre eigene Gesundheit zu erhalten, braucht es oft externe Unterstützung in Form von Entlastungsangeboten. Dabei zeigt sich: Gezielte Entlastung kommt nicht nur den betreuenden Angehörigen zugute, sondern steigert auch die Lebensqualität der betreuten Menschen und entlastet das Gesundheitssystem. Anlässlich des Aktionstages 2024 wurde deshalb auf die vielseitige Wirkung von Entlastung hingewiesen. Als Grundlage dafür diente die Studie «Wie Entlastung wirkt (2024)» des Entlastungsdienstes Schweiz und der Paul Schiller Stiftung.
Ausgehend von den Erkenntnissen der Studie hat die Interessengemeinschaft Angehörigenbetreuung IGAB Forderungen gestellt, um die Situation von betreuenden Angehörigen schweizweit zu verbessern. Als Mitglied der Vereinigung unterstützt der Entlastungsdienst Schweiz diese Forderungen:
Der Aktionstag wird in der ganzen Schweiz genutzt, um auf die Situation und die wichtige Rolle von betreuenden Angehörigen aufmerksam zu machen. Wie jedes Jahr war auch der Entlastungsdienst Schweiz im 2024 an verschiedenen Aktionen beteiligt.
«Betreuende Angehörige leisten einen unverzichtbaren Beitrag für unsere Gesellschaft. Wir müssen handeln und setzen uns für sie ein! Es braucht Zugang zu bezahlbarer Entlastung.»
Der Tag der betreuenden Angehörigen stand auch im Kanton Solothurn unter dem Motto «Unterstützung lohnt sich immer». Gemeinsam mit drei weiteren Organisationen ermutigte der Entlastungsdienst Aargau-Solothurn alle Betroffenen: Lasst Hilfe zu – sie kommt allen zugute! Im Auftrag der Unterstützungsorganisationen besuchte Regierungsrätin Susanne Schaffner am 30. Oktober betreuende Angehörige in Solothurn, um ihre Arbeit zu würdigen. Der Besuch wurde von Jump TV begleitet.
Als Vertreterin der Solothurner Unterstützungsorganisationen sprach Anja Gestmann, Geschäftsführerin des Entlastungsdienstes Aargau-Solothurn, im Interview auf Radio 32 über die emotionalen und körperlichen Belastungen, die mit der Betreuung einer nahestanden Person einhergehen, sowie über die Bedeutung von Entlastungsangeboten. Im Rahmen der Aktionstage zur psychischen Gesundheit fand zudem eine Veranstaltung mit dem Titel «Angehörige als Ressource» statt. Der Entlastungsdienst Aargau-Solothurn war mit einem Informationsstand vertreten und führte zahlreiche wertvolle Gespräche. Das Podiumsgespräch wurde aufgezeichnet und kann online nachgeschaut werden.
Die Interessengemeinschaft für betreuende Angehörige Kanton Aargau richtete ihren Fokus auf eine besondere Zielgruppe: die Young Carers. Das sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die sich regelmässig um jemanden in ihrem sozialen Umfeld kümmern, dem es nicht gut geht. Im Rahmen einer hybriden Veranstaltung im Salzhaus Brugg zeigte die IG auf, wie junge Angehörige bereits früh Verantwortung übernehmen. Neben einem thematischen Input kamen auch Betroffene zu Wort. Zum Thema «Young Carers» wurden im Kanton Aargau übers Jahr hinweg weitere Aktionen durchgeführt. Mehr dazu lesen Sie in unserem Beitrag zur Interessengemeinschaft für betreuende Angehörige Kanton Aargau.
Auch im Kanton Zürich standen die Young Carers im Oktober 2024 im Scheinwerferlicht.
Die neue Folge des Podcast «Das kleine Glück schätzen» erzählte von den Belastungen und Wünschen von Young Carers. Kaum Zeit für Hausaufgaben, Ausbildung, Hobbies oder Freunde – für Young Carers ist dies häufig die Realität. Die 20-jährige Sarah Ferjani lässt uns an ihrem Leben teilhaben. Sie betreut gemeinsam mit ihrer Mutter ihren an Demenz erkrankten Vater. Der Podcast «Das kleine Glück schätzen» ist eine gemeinsame Produktion von Prävention und Gesundheitsförderung Kanton Zürich, Entlastungsdienst Kanton Zürich, Pro Senectute Kanton Zürich, Spitex Kanton Zürich, Pro Infirmis Kanton Zürich und dem Roten Kreuz Zürich. Der Podcast ist auf Spotify oder über www.angehoerige-betreuen.ch verfügbar.
Im Kanton Bern fanden in Kooperation mit der Initiative «malreden» Austausch-Cafés für betreuende Angehörige statt. Vom 17. bis 28. Oktober boten diese Treffen Gelegenheit, sich mit anderen Betroffenen und Fachpersonen auszutauschen und bei Kaffee und Kuchen eine kurze Verschnaufpause einzulegen. Der Entlastungsdienst Kanton Bern war aktiv beteiligt.
Zusätzlich wurde pünktlich zum Aktionstag ein neues Unterstützungsprojekt lanciert: Ab Januar 2025 übernimmt die Gemeinde Lyss zehn Franken pro Stunde für die Betreuung durch den Entlastungsdienst Kanton Bern. Diese finanzielle Unterstützung soll einkommensschwachen Familien zugutekommen. Mehr zum Projekt lesen Sie im Beitrag zu den Leistungsvereinbarungen.
Der Tag der betreuenden Angehörigen 2024 hat verdeutlicht, wie wichtig Entlastung im gewohnten Umfeld ist. Sie hilft nicht nur den betreuenden Angehörigen selbst, sondern stärkt die gesamte Gesellschaft.
Denise Strub, Präsidentin des Entlastungsdienstes Schweiz, bringt es auf den Punkt:
«Betreuende Angehörige leisten einen unverzichtbaren Beitrag für unsere Gesellschaft. Wir müssen handeln und setzen uns für sie ein! Es braucht Zugang zu bezahlbarer Entlastung.»
Mit Blick auf den diesjährigen Aktionstag freuen wir uns, erneut ein Zeichen für betreuende Angehörige zu setzen. Seien Sie gespannt – eine interessante Tagung ist in Planung!
Autorin: Kim Böhlen, Leiterin Kommunikation, Entlastungsdienst Schweiz